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Schriftverkehr vom November 2007:


Eine erste Mail von mir ging am 05.11.2007, zwei Tage nachdem ich die begonnenen Abholzungen im Frauenauer Wald zum ersten Mal bemerkte, an das LRA Regen mit der Frage nach dem Grund der offensichtlich geplanten Baumaßnahmen und der Bitte um Weiterleitung an die Verantwortlichen.


Am 22.11.07 kam eine einzige Antwort:


----- Original Message -----
From: "Lindinger-Hösl, Beatrix (StBA Passau - Servicestelle Deggendorf)"
To: sabine.macht@online.de
Sent: Thursday, November 22, 2007 2:55 PM
Subject: St 2132 Ausbau südlich Frauenau

 

Sehr geehrte Frau Macht,


Ihre email wurde von verschiedenen Seiten des Landratsamtes Regen an mich weitergeleitet.
Ich möchte Ihnen dazu mitteilen, dass wir als Staatliches Bauamt nur die Vorgaben, die auf politischer Ebene beschlossen wurden, umsetzen.
Im konkreten Fall ist dies der 6. Ausbauplan für die Staatsstraßen, der vom Ministerrat 2001 beschlossen wurde.
In diesem Ausbauplan sind alle Staatstraßenmaßnahmen von Bayern enthalten, die die nächsten Jahre realisiert werden sollen. Dabei wird zwischen Dringlichkeit 1, 1 R und 2 unterschieden. Höchste Priorität haben die Maßnahmen der 1. Dringlichkeit, diese sollen bis 2010 gebaut sein. Der Ausbau der St 2132 südlich Frauenau ist in dieser Dringlichkeitsstufe enthalten.
Voraussetzung für die Aufnahme eines Projektes in den Ausbauplan ist, dass es einem gesamtwirtschaftliches Bewertungsverfahren unterzogen wurde. Dabei wird unter objektiven Kriterien eine Nutzen-Kosten-Analyse durchgeführt. Dabei werden viele Aspekte wie z. B. Verkehrsbedeutung, Investitionskosten, Umweltauswirkungen, Verkehrsbelastung oder Unfallschwerpunkte berücksichtigt.
Bevor eine Maßnahme gebaut werden kann, sind nach den einschlägigen Gesetzen alle Genehmigungen einzuholen. Für den Ausbau der St 2132 südl. Frauenau liegen sowohl die naturschutzrechtliche und als auch die wasserrechtliche Erlaubnis sowie die Rodungserlaubnis vor.
Die erfolgte Abholzung ist notwendig damit nächstes Frühjahr die Bauarbeiten beginnen können. Die gesamte Maßnahme ist sehr bestandsorientiert geplant, um die Eingriffe in Natur und Umwelt möglichst gering zuhalten. Es werden außerdem 5,6 ha Ausgleichsfläche zur Verfügung gestellt. D.h., dass die unvermeidbaren Beeinträchtigungen der Natur an anderer Stelle wieder „gut“ gemacht werden, indem dort speziell für die Natur Maßnahmen durchgeführt werden. Im konkreten Fall werden Fichtenforstbestände in einen struktur- und artenreichen Bestand umgebaut.

 

Mit freundlichen Grüßen
Beatrix Lindinger-Hösl

Bauoberrätin

Servicestelle Deggendorf
des Staatlichen Bauamtes Passau

 

 

Meine Antwort vom 23.11.2007:

 

St 2132 Ausbau südlich Frauenau

 

Sehr geehrte Frau Lindinger-Hösl,

 

zunächst danke ich Ihnen vielmals für Ihre Antwort.

 

Mir ist völlig klar, dass Sie nur Ihre Vorgaben umsetzen, dass alles rechtlich einwandfrei abläuft und dass "politischer Wille" hinter derartigen Projekten steht.

Große Zweifel überkommen mich allerdings hinsichtlich des erwähnten "gesamtwirtschaftlichen Bewertungsverfahrens". Wer bewertet? Und was wird bewertet? Welche Interessen spielen eine Rolle und welche davon haben Vorrang? Wer trifft hier die Abwägung und welches sind die langfristigen Zielvorgaben? Was ist der übergeordnete Plan bei solchen Bauvorhaben, von denen das genannte nur ein Beispiel von vielen ist?

 

Ich will mich nicht wiederholen, aber ich halte derartige Projekte im Bayerischen Wald aus touristischer wie aus naturschutzfachlicher Sicht (Stichwort Nationalpark, Stichwort Naturpark - beides große Werbeträger) für absolut kontraproduktiv. Warum lässt man nicht wenigstens die "hintersten Waldstraßen" so, wie sie sind und beschränkt sich auf deren Instandhaltung? Rechnet man mit massiv ansteigendem Schwerlast-Transitverkehr zwischen Philippsreut und Bayerisch Eisenstein? Hier raus, dort rein? Oder plant man zwei Autobahnen, die verbunden werden müssen? Oder neue Industriegebiete am Nationalpark?

 

Meiner Erfahrung nach ist das Verkehrsaufkommen auf besagter Straße sehr gemäßigt, tagsüber ist wenig, abends/nachts fast überhaupt kein Verkehr. Es handelt sich quasi um die letzte Straße vor dem Grenzkamm, mitten im Wald, im Zentrum der Urlaubsregion. Genau dort, wo der Tourist sich im Bayerischen Wald "angekommen" wähnt. Bei Fuchs und Hase sozusagen.

Und auch hier begradigt man, verbreitert man, greift man massiv ins Landschaftsbild ein - man erkennt die Strecke, den Wald nicht mehr! (Derartige Eingriffe ins Landschaftsbild und in bestehende Ökosysteme sind auch nicht - in keinem einzigen Fall - durch irgendwelche Alibi-Maßnahmen auszugleichen oder zu ersetzen. Das ist reine Augenwischerei, um solche Projekte etwas schöner aussehen zu lassen. Denn was zerstört ist, ist zerstört.)

 

Es handelt sich hierbei nicht um eine Hauptstrecke wie die B 85 oder andere viel befahrene Bundesstraßen. Muss man jede kurvige Straße derart übertrieben ausbauen und begradigen, dass sie selbst ein Volltrunkener noch problemlos befahren kann? Sind schmälere Straßen mit Kurven nicht mehr zumutbar? Ist eine Geschwindigkeit unter 100 km/h über Land nicht mehr zumutbar?


Ich hätte darauf wirklich gerne eine Antwort, nicht von Ihnen als ausführender Behörde, die Sie natürlich nichts "dafür können" - es antworten seltsamerweise immer nur die, die nichts dafür können! -, sondern von jenen, die diese Baumaßnahme angestoßen haben. Der Ministerrat, sagen Sie? Der Ministerrat interessiert sich für die Straße zwischen Klingenbrunn und Frauenau? Kommt der Anstoß in solchen Fällen nicht vielmehr von Lokalpolitikern?

 

Bitte leiten Sie mein Schreiben weiter, an die wirklich Verantwortlichen, an die Initiatoren.
Ich bitte diese Person(en) höflich um eine Antwort auf die Fragen: WARUM dieser Ausbau? Was ist der "gesamtwirtschaftliche" Sinn? Bitte erklären Sie ihn mir, ich verstehe ihn nicht!

 

Vielen Dank im Voraus und einen freundlichen Gruß an Sie und alle Empfänger dieses Schreibens,

 

Sabine Macht

 

 

Dieses Schreiben blieb von allen Seiten unbeantwortet. Daher entstand im Winter 2007/2008 diese Website und ging kurz nach der Schneeschmelze mit ersten Fotos (vgl. Seite 1) ins Netz...

 

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Eine Region verliert ihr Gesicht -
Initiative gegen die Landschaftszerstörung im Bayerischen Wald.

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