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Kommentar zum Kommentar von Martin Traxinger:

20.05.2008

 

Der Kommentar von Martin Traxinger gibt Anlass zu folgenden Ausführungen:


Früher waren die Bürger(meister) stolz, wenn die Eisenbahn in den Ort kam. Versprach doch dieses Verkehrsmittel Wohlstand und Anschluss an die weite Welt. Und heutzutage? Es ist zeitgemäß, wenn die ganze Natur für Straßen zerstört wird, damit jedes Dorf eine Umgehungsstraße bekommt und einzelne Personen mit ihren PS-Boliden aus dem Wald nach Passau oder Deggendorf brettern können. Jeder alleine in seinem Auto. Morgens nach Passau, abends zurück. Wirtschaftlich und ökologisch sehr sinnvoll.


Es wird die Zeit kommen, in der man sich der Eisenbahn besinnen wird. Das sage nicht nur ich, sondern anerkannte Verkehrsexperten. Und dann kommt zugleich das böse Erwachen, weil man ja diese belastungsfähige Infrastruktur für Massenverkehrsmittel zerstört oder in völlig sinnlose Radwege umgewandelt hat. Die Bedeutung von letzteren wird in wirtschaftlicher Hinsicht von den Provinzpolitikern leider völlig verkannt. Wirtschaftlicher Aufschwung von durchfahrenden Radfahrerkolonnen? Auch die Topografie der Radwege sollte man sich mal zu Gemüte führen, damit man seine selbstgebauten Illusionen ob der Nutzung dieser Wege ad acta legen kann: Familien mit Kindern fahren nicht 50 km auf einer Bahntrasse von Passau nach Freyung, geübte Radradfahrer fahren in der Ebene auf der (Bundes-)Straße und Mountainbiker sowieso ganz woanders. Und Gütertransport auf Radwegen? Kein Kommentar. Es sollte - wie in anderen (Bundes-)Ländern sofort ein Stopp für solche Infrastrukturzerstörungen verhängt werden. Lieber lässt man das Gleis mal ungenutzt ein paar Jahre liegen, aber die Rückkehr zur Schiene wird kommen.


Daher ist es sinnvoll, das der Erhalt der Ilztalbahn gesichert erscheint. Der obere Bayerische Wald ist um Cham bahnmäßig noch halbwegs erschlossen, der mittlere Wald um Regen auch noch einigermaßen mit der Waldbahn. Der untere Wald wäre abgehängt gewesen ohne Ilztalbahn! Es gibt nicht wenige ältere Busfahrer der Regionalbus Ostbayern GmbH (RBO), die noch Beamte aus Bundesbahn- und Postbuszeiten sind. Die sagen ganz klar, dass viele Leute noch froh sein werden, wenn in Zukunft der Bus wieder zweimal am Tag ins Dorf kommt. Die "Landflucht" wird sich angesicht der Benzinpreise rächen. Dann wird man entscheiden, ob man zum Einkaufen geht oder aber zur Tankstelle fährt. Beides gelichzeitig wird geldmäßig für viele schwierig werden. Diejenigen, die noch vor Jahren Benzinpreise von 3 DM und mehr prophezeit haben, wurden als Spinner abgetan. Welch eine Fehleinschätzung, nicht wahr?

Zum Thema Bahn und Wirtschaft sei Herrn Traxinger (nachstehend) und allen anderen Skeptikern mal Folgendes als Denkanstoß gesagt:


- Warum hat das Chemiedreieck in den Landkreisen Mühldorf am Inn und Altötting so einen großen Aufschwung? Antwort: Eine leistungsfähiges Dieselbahnnetz, das stetig ausgebaut wird. Auch ohne die A 94 funktioniert dort der Güterverkehr. Man kann sich gerne ein Bild davon machen bei www.dieselparadies.de.
- Warum wurde eine neue Papierfabrik gerade in Plattling gebaut? Anwort: Ein leistungsfähiger Bahnknoten war Bedingung. Man sollte sich mal dort vor die Einfahrt hinstellen, was täglich per Bahn alles angeliefert und abgeholt wird.
- Warum wurde das neue Ersatzteilzentrum von BMW direkt an die Bahnlinie Plattling-München gebaut? Antwort kann man sich selbst geben...
- Warum hat die Firma Granit Kusser Probleme mit dem Standort Eging am See? Weil man ihr die Bahnlinie entzog und die KBS 876 Kalteneck-Tittling-Hengersberg-Deggendorf bis Hengersberg in einen Radweg umwandelte! Aktuell muss man den Schotter nach Vilshofen Bf oder Deggendorf-Hafenbf. fahren. Die Anlieger an der Straße und die Anwohner freuen sich über den Lärm der Verladetätigkeiten. Bei solchen Massengütern ist man aber auf die Bahn angewiesen, mit Lkw kann man die wirtschaftlich nicht transportieren (die Reaktivierung der brachliegenden Strecke Passau-Hauzenberg wäre im übrigen für die Granitindustrie dort auch ein Segen, um Großaufträge zu erlangen ...)

- Warum setzt das Groß-Sägewerk Schwaiger in Hengersberg auf die Schiene? Die Empfänger des fertigen Holzes setzen auf die Schiene, und auch im Empfang bekommt Schwaiger viel Rohholz (vgl. Bilder auf www.bahnbilder-niederbayern.de). Wäre es besser, man würde statt einen Zug 10-15 Lkw fahren lassen? 1991 wurde erst das Industriestammgleis verlegt, die DB wollte es mit der ganzen Strecke stillegen. Das wäre eine Gefahr für die Arbeitsplätze gewesen. Über eine eigene Gesellschaft wurde dann sicherheitshalber die ganze Strecke Deggendorf-Hafen - Hengersberg gesichert.
- Warum wurde die Planung einer Umgehungsstraße Ortenburg-Vilshofen verworfen? Einige wollten diese auf der Bahntrasse Vilshofen-Ortenburg (liegt noch bis Maierhof) realisiert sehen. Nur hatte man wohl nicht an die dann wegfallenden Arbeitsplätze in den Niederbayerischen Schotterwerken Neustift-Blindham gedacht. Dieses Unternehmen liefert vor allem Bahnschotter an Gleisbaustellen in ganz Deutschland... kaum per Lkw abzuwickeln, oder?


Also - man braucht nicht unbedingt Straßen für Arbeitsplätze. Man sollte die umweltfreundlicheren Verkehrsmittel aber auch für den Personenverkehr mal wieder mehr in das Bewusstsein rücken! Es ist sinnvoller, wenn 300 Personen in einem Zug von Freyung nach Passau fahren, als 300 Autos mit jeweils einer Person, oder?

 

Oliver Wernicke
Deggendorf / Tittling

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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