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Kommentar zum Kommentar von Martin Traxinger:

22.05.2008

 

Sehr geehrter Herr Traxinger,


bei der Durchsicht Ihres Kommentares vom 19.05.08 musste ich mit Bedauern feststellen, dass ich als Zwieseler im hintertsten Wald wohne und deshalb nicht die Vorzüge einer Weltstadt genießen kann.
Paris, London, Tokio, Waldkirchen und New York.
Als Kleinstadtbewohner kann ich nicht mit solch einer weltmännischen Weitsicht aufwarten wie Sie es eindrucksvoll und mit leichtfüßiger Eleganz darlegen. Ich gehe deshalb davon aus, dass Sie ein promovierter Wirtschaftsforscher sind, zumindest haben Sie sicher ein paar Semester BWL studiert.
Ein normaler Bürger wie ich findet nicht die Verknüpfung zwischen dem Straßenbau als Wachstumsfaktor zur Erschließung und Erweiterung von Produktionsstätten im grenznahen Gebiet, weitab jeder BAB.
Die Stadt Zwiesel z. B., weit weniger industrialisiert als Waldkirchen, konnte es sich nachhaltig leisten, eine Ansiedlung der Firma BMW zu verhindern, weswegen eine Stadt namens Regensburg den Zuschlag erhielt.

Die Zeiten, in denen die Bewohner des Grenzgebietes zwischen Donau und Tschechien als günstige Arbeitskräfte galten, sind dank Globalisierung vorbei. Infrastrukturtechnisch interessant wäre die Verbindung München-Pilsen. Aber dass Straßen bei uns Industrie anziehen?


Die Wirklichkeit zeigt eher den Rückzug von Arbeitsplätzen aus unserer Region.
Was übrig bleibt ist der Tourismus, hier kann der Bayerische Wald noch mit Urtümlichkeit ,
Wildwüchsigkeit und einer eigenen Identität punkten.
Das sind doch die Argumente, welche den Nationalpark hervorheben! Es sind doch die Urlauber, welche in unserer schönen Gegend Erholung suchen und Abwechslung von einer DIN-gerechten Umwelt, Urlauber, die vom ISO-zertifizierten Weg abweichen wollen!
Fahren sie eine Straße in Wesel, in Göttingen oder in Hamburg, oder Waldkirchen.
Das ist doch alles ein und dasselbe Stück Straße. Wie im Simulator. Und das wollen Sie sich im Urlaub antun, wo Sie doch eine noch naturgemäße Umgebung suchen?
Sind denn die Leute mit ihren Motorrädern keine Besucher, die den Reiz unserer Heimat genießen? Was führt sie zu uns? Die Aussicht auf anregende Fahrten auf schönen Strecken.
Im Sommer sind Cafes und Gasstätten gut besetzt mit Touristen welche mit den Motorrädern anreisen und Gefallen finden bei uns. Vielleicht tauschen diese nach der Bike-Saison Helm mit Nordic-Walking Stock, Lederkombi mit Skianzug.
Hier gilt die einfache Formel: Keine ansprechende Strecke/Tour, keine Urlauber.

 

Die Staatsstraße von Frauenau nach Klingenbrunn kommt den "Erfordernissen des heutigen Straßenverkehrs nicht nach", nach deutscher bzw. Bauamts-Sichtweise.
Wer selbst im nächsten europäischen Ausland unterwegs ist weiß, dass diese Strasse dort doch Gold wert ist! Ich bin wenn, dann für einen Ausbau solcher Strecken mit Herz und Verstand!
Und nicht so wie jetzt - mit den Hammer draufgehaut, platt gemacht. Eingenormt und entseelt.
Gigantismus, Ägypten und Pyramiden, Bayern und Infrastruktur, Die Kelten und Stonehenge.

- Was würde der Herr Karl verdienen, mit dem folgenden Ausbau der Straße: Etwas breiter, frostsicherer und umweltverträglicher, dem alten Streckenverlauf folgend?
- Wie würde der Nationalpark dastehen, mit Straßen naturbelassen und urig wie die Wälder im Park?
- Was könnten sich Baubehörden, Land- und Gemeinderäte sich rühmen, dass sie die Identität ihrer Heimat positiv nachhaltig bewahren, im Hinblick auf den schleichenden Verlust alter Traditionen und Werte?


Es geht hier um eine wenig befahrene Straße, auf der fast kein Güterverkehr stattfindet.
Wozu ist eine gut ausgebaute B85 da, keine 10 km südlich? Wer nicht direkt nach Klingenbrunn oder Frauenau muss benutzt die B85.

 

Frauenau?
Liegt zwischen Waldkirchen und Paris.
Im Glasmuseeum ausgestellt eine längst ausgestorbene Spezies namens Tourist, auch als Urlauber bekannt. Ihr Aussterben begann mit der Kanalisierung der Verkehrswege, durch die Abschottung von Natur und gelebtem Brauchtum. Mit ihnen starben auch die Ureinwohner dieses einstigen Glasermacherortes am Fuße des Rachels aus. Einige gut erhaltene Exponate z. B. der Schwammerlsucher, der Eintroger sind hier zu besichtigen. Nehmen Sie die Ausfahrt Waldkirchen-West.

 

Lieber Herr Traxinger, wo glauben sie ist es eher möglich in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden? Auf einer gut einsehbaren Straße oder auf einen winkligen Stück?
Warum gelten auf den meisten BAB Tempolimits?
Wo treten Sie selber eher aufs Gaspedal?

Mit ihrer weltmännischen Erfahrung haben sie glasstraßenklar erkannt: Diese Straße muss wegen ihres erbärmlichen Zustands gleich ganz neu gebaut werden. Ursache und Wirkung, klar definiert.

 

Und hier haben sie vollkommen Recht:
Auch ich Zwieseler bin froh um unsere Umgehung, oder um die von Regen.
Nicht weil sich der LKW leichter fährt, sondern weil es Sinn macht. Über die Ausführungen solcher Bauvorhaben lässt sich streiten, die Ästhetik haben Straßenplaner nicht erfunden.
Sollte es Ihnen in Ihrer Großstadt zu eng werden, dann empfehle ich Ihnen doch eine Mega-
Metropole wie München, auf dem platten Land mit ewig geraden Straßen - und dass es Ihnen ja nicht in den Sinn kommt, der Natur wegen den Bayerischen Wald zu besuchen! Denn hier gibt es reizvolle Straßen, mit Kurven. Und falls doch, dann besuchen Sie doch den Markt in Zwiesel. Hier bekommt der Mann von Welt erklärt, dass das Runde Äpfel sind und das eher Längliche Birnen.

 

Die Bahn-
Voll abgefahren-
Beispiel Zwieseler Spinne:

Die Regentalbahn hat es geschafft, was der DB wohl nur schwer gelungen wäre:
Eine Belebung des Fahrgastaufkommens durch logische Taktung der Zugfolgen.
Die Züge von/nach Bodenmais und Grafenau treffen zeitlich genau auf die „Plattlinger“ Züge.
Die Taktik der DB ist nicht aufgegangen: Durch absichtlich miserable Kursplanung sinkt das Fahrgastaufkommen, daraus kann man eine Streckenstilllegung argumentieren.
Der Kurs der Mehdorn AG ist klar: Weg von dem lästigen muffigen Pendler-Geschmeiß hin zum wohlbetuchten imageträchtigen ICE-Passagier, das hebt die Stimmung der elitären Reisegesellschaft und die Preise in Station-Shops.

 

Hochachtungsvoll
Hans Grimm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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