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Brief von Frau Gretel Eisch:

Ostern 2008

 

Liebe Sabine Macht,

 

seit langem mache ich mir Gedanken, warum es so vielen Leuten in unserer Gegend, d. h. den meisten "Waldlern" so schwer fällt, der gewachsenen, wild wachsenden Natur ihren Freiraum zu lassen - und das Gleiche auch der Kultur zuzugestehen, also der gewachsenen Kultur Raum und Schutz zu geben.

 

Die Landschaft, die sich vor 100 Jahren und länger hier entwickelt hat, entsprach der Natur und den Menschen, war selbstverständlich, schön und einmalig.

Was die Erholungssuchenden lange Zeit im Bayerischen Wald vorfanden, wird ihnen heute nicht mehr gegönnt, vielleicht, weil die Gastgeber selbst "Welt" geworden sind und ihre alte Heimat als solche nur noch in Erzählungen aus der "guten alten Zeit" erleben und verehren können - sie diese aber trotz allem Verlust noch vermarkten wollen.

 

Leider vermute ich, dass es so ist, wie Ihnen der Herr von der Regierung geschrieben hat: "Wenn in wenigen Jahren die Böschungen zugewachsen sind, wird der Eingriff in die Landschaft von den wenigsten Verkehrsteilnehmern wahrgenommen werden". Es bedarf wirklich einer neuen Heimatkunde in den Schulen, dass bereits die Kinder sensibilisiert werden und beizeiten Unterschiede spüren und erfahren. Dass sie den Unterschied sehen lernen zwischen einer gewachsenen Landschaft und einer "organisierten", gestalteten Landschaft, die den Menschen und ihren neuen Gewohnheiten Untertan gemacht worden ist.

 

Die Kinder müssen bereits erfahren und lernen, dass die Maschinen, so gut und hilfreich sie auch sein können, eine riesige Gefahr sind für alles, was Schönheit und Menschlichkeit bedeutet.

Ich glaube, dass die Menschen zumindest in unserer Gegend diesen gigantischen Geräten gefühlsmäßig nicht mehr gewachsen sind und mit ihnen auch die von ihnen gewählten Politiker.

Die Kulturgüter im Bayerischen Wald, die aus der Armut heraus geboren sind, waren glaube ich schon immer äußerst dünn gesät und kaum sichtbar. Außer bei den sakralen Bauten gab es fast keine Häuser, Ortsbilder und Landschaften, die beizeiten unter Denkmalschutz gestellt wurden.

 

Die Maschinen zu haben und doch gleichzeitig manchmal bewusst darauf zu verzichten - daraus könnte eine Technik für Schönheit und menschliche Kultur entstehen.

 

Liebe Sabine Macht, ich danke Ihnen sehr für Ihr Engagement und alle Mühe und wünsche Ihnen und uns, dass all die Hilferufe und Trauer nicht umsonst sein mögen.

 

Mit herzlichen Grüßen

 

Gretel Eisch

 

 

 

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Eine Region verliert ihr Gesicht -
Initiative gegen die Landschaftszerstörung im Bayerischen Wald.

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