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Kommentar von Anne Brunner:

17.06.2008:

 

Liebe Frau Macht,

 

nach einer Weile war ich heute wieder einmal auf Ihrer Seite, um mich über den neuesten Stand bezüglich des Ausbaus der Staatsstraße zwischen Klingenbrunn und Frauenau zu informieren. Nicht wirklich habe ich erwartet, dass die schon begonnenen gigantischen Einebnungen von gewachsenem Gelände für den Ausbau eingestellt worden wären. Schlimmer noch - der "Erschließungswahnsinn" im gesamten Bayerischen Wald geht offenbar ohne irgendwelche Einschränkungen weiter.

 

Zeitgleich las ich auch heute eine interne Mitteilung der Pressestelle des Bayerischen Staatsministeriums des Innereren zum Thema Ausbau einer weiteren Staatsstraße in Niederbayern. Im Innenministerium sieht man die Zerstörung unserer Heimat durch vollkommen deplazierte Straßenausbaumaßnahmen wesentlich gelassener als viele Leser Ihrer Seite einschließlich Ihrer selbst: (Zitat) "..... der über drei Kilometer lange Straßenausbau ist eine Maßnahme des bayernweiten Programms "Sichere Landstraße", mit dem gezielt die Verkehrssicherheit auf außerörtlichen Bundes- und Staatstraßen verbessert werden soll...." und weiter "Denn beim Ausbau der unfallträchtigen Straße werden Kurven entschärft, unübersichtliche Gefahrenstellen beseitigt und soweit möglich ein Radweg angelegt", so Innenstaatssekretär Heike. Er ist der Meinung, dass diese Maßnahmen "gut angelegte Investitionen in die Verkehrssicherheit" wären.

 

Dazu kann ich nur folgendes sagen: Es ist unwahrscheinlich, dass dieser Irrsinn in absehbarer Zeit ein Ende finden wird. Kurzsichtig finde ich die Ausbaumaßnahmen, unangemessen und ohnmächtige Wut überkommt mich, wenn ich die neusten Pläne zu bevorstehenden OU bzw. "Entschärfungen von gefahrenträchtigen Straßen" mir ansehe. Ich frage mich, warum die vielen Raser, Drängler und "Keine-Zeit-Haber" nicht auf Bayerns gut ausgebauten Bundesstraßen unterwegs sind, wenn es ihnen auf vielen Staatsstraßen zu mühselig vorwärts geht!? Nicht der Kurven wegen passiert so mancher Unfall, sondern weil viele PS-geile Autofahrer einfach das Maß für Zeit und Ziel verloren haben. Auch derentwegen also werden meterhohe Schneisen ins Gelände geschaufelt, werden Kurven begradigt und Natur unwiderbringlich vernichtet. Es ist eine Farce, dass an dem einen Ort ein Naturbiotop zerstört und als "Ausgleich" an anderer Stelle eine entsprechende Fläche renaturiert wird. Da lachen ja die Hühner.... Was soll damit gut werden?
Wo einerseits von berufenen Stellen zu hören ist, dass 1/3 der in Deutschland lebenden Tierarten vom Aussterben bedroht sind und dringend dagegen etwas getan werden muss, wird andererseits gedankenlos und ohne Skrupel Natur zerstört, Biotope aufgelassen im Zuge von Verkehrssicherheit und besseren Anbindungen? Das ist echt zum Lachen... nein ... ich bitte um Entschuldigung - das ist nur noch zum Weinen!

 

Was ich niemals verstehen werde, ist die Tatsache, dass ja so Leute wie Regens Landrat oder all die anderen lokalen Politgrößen doch in dieser Region aufgewachsen sind. Gerade Ihnen müsste doch etwas am Erhalt der Gegend liegen. Gerade sie müssten es doch besser wissen, was die Region braucht und was nicht. Stattdessen agieren sie, als hätten sie die chinesische Mauer vorm Hirn!


Vor zwei Jahren war ich im Lallinger Winkel und habe mich damals schon über die riesigen Straßen gewundert, die an Lalling vorbeiführen. Wir waren mit dem Motorrad unterwegs.... kamen unvermittelt auf diese Fast-Autobahn, die dann Lalling seitlich streift und irgendwo vor Hauzenberg ausläuft.... das ist ja schon der Wahnsinn.
Nein, es ist nicht mehr schön hier bei uns und ich habe schon ernsthaft überlegt - wenn ich noch etwas älter bin - nach Österreich auszuwandern.... so viel Spott und Häme sind uns die Ösis oft wert, aber wenn man ehrlich ist.... gleich hinter der Grenze erkennt man die Unterschiede.... keine überdüngten Wiesen - dort wachsen noch Margeriten und manch andere Gräser, die bei uns schon lange die Radieschen von unten betrachten. Dort hat man noch ein Gespür für Landschaftsplanung und Straßenbau, wenngleich es auch die eine oder andere Bundesstraße gibt... allerdings würden die österreichischen Bundesstraßen auf deutscher Seite eher als Staatsstraße durchgehen.... so ist das doch in Wirklichkeit, oder?
Kein Mensch kommt hier auf die Idee alte Straßen zu sanieren... alles muss weg, neu sein, größer, breiter.... bis alles zersiedelt, verplant und kreuz und quer von Straßen zerschnitten ist.... NEIN - es ist nimmer schön hier.


Ich verstehe das alles nicht!

 

Zigtausende Urlauber, die in den letzten Jahren den Bayerischen Wald besucht haben - GERADE weil man dort eine stille und ruhige Gegend vorgefunden hat, werden sich zukünftig nach anderen Urlaubsregionen umsehen. Biker - ob motorisiert oder per pedes - fahren demnächst vielleicht in den Schwarzwald oder ins nahe gelegene Tschechien. Durch eine mit autobahnähnlichen Straßen zerfurchte Region zu fahren, ist nicht das, was man in Reiseführern für Biker über den Bayerischen Wald gelesen hat. Anstatt die offenbar zahlreich vorhandenen Millionen von Staat und Landkreisen dazu zu benutzen die Heimat zuzuteeren, sollte man dieses Geld als sinnvolle Finanzspritzen dort investieren, wo es der Allgmeinheit am meisten nützt, nämlich im Bereich des sanften und naturgemäßen Tourismus. Das ist es was die Fremden und Urlauber von uns und dem Bayerischen Wald erwarten und wünschen.


Möglich ist natürlich auch, dass man ganz "Oben" der Meinung ist, erst entsprechende Straßenbaumaßnahmen würden das einstige Armenhaus Bayerns auf diese Weise nach vorne bringen. Sehenden Auges die eigene Heimat kaputt zu erschließen ist der Wahnsinn schlechthin.
Ich beglückwünsche in diesem Zusammenhang die Iren, die als einige wenige Bürger der EU die Möglichkeit hatten per Abstimmung über ihre Zukunft mitzuentscheiden. Ich wünschte, auch wir Bürger hier in Bayern bekämen nur EINMAL die Gelegenheit in diesem Maß ein Stimmrecht zu erhalten....

 

Ich hoffe, dass der Protest gegen diesen organisierten Wahnsinn irgendwann zum Erfolg führen wird - ICH drücke jedenfalls weiterhin meinen bescheidenen Daumen!

 

Herzlichst
Anne Brunner, Fürstenzell
www.bilder-der-zeit.de

 

 

 

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Eine Region verliert ihr Gesicht -
Initiative gegen die Landschaftszerstörung im Bayerischen Wald.

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